Von Rußland nach Amerika
Wie wäre es mit einer Wanderung von Rußland nach Amerika? Aber dabei wollen wir keinen Ozean überqueren und auch keine lange Reise in Kauf nehmen. Die engste Verbindung wäre über die Beringstraße vom äußersten Sibirien nach Alaska. Aber das ist uns immer noch zu weit.
Also machen wir uns auf den Weg nach Ostfriesland. Südlich von Wittmund liegt die Gemeinde Friedeburg mit seinen beiden Ortsteilen Rußland und Amerika. Mehr zu den Hintergründen wie die beiden Namen entstanden sind lest ihr weiter unten im Text.
Die Gemeine Friedeburg hat 2 Rundwanderwege (7 km und 8 km) zusammengestellt quasi als Wanderung von Rußland nach Amerika. Es gibt ein Faltblatt von der Gemeinde mit Karte und Beschreibung. Die beiden Wege sind durch ein Nummernsystem gekennzeichnet. So kann man sich leicht orientieren. Außerdem gibt es an einigen Stellen unterwegs auch eine Karte zur Orientierung.
Bei meinem Besuch habe ich die längere Variante (gelber Weg) zugrunde gelegt und diese noch ein wenig erweitert. Als Ausgangspunkt habe ich die Hauptstraße in Friedeburg gewählt. Dort gibt es mehrere Parkmöglichkeiten.
Einerseits habe ich im Süden den Naturwald „Stroot“ mit eingebunden. Da es sich um einen Naturwald handelt ist das Betreten des Waldes auf eigene Gefahr und es dürfen nur die vorhandenen Wege genutzt werden. Nördlich von Rußland habe ich einen Abstecher durch die Wiesen eingebaut und im Norden ging es hinter Amerika noch bis zur Holzdrehbrücke am Ems-Jade-Kanal.
Doch zurück an den Anfang. Mitten in Friedeburg steht eine circa 600 Jahre alte Stieleiche. Dort starten wir unseren Weg und folgen der Hauptstraße nach Süden. Wenig später biegen wir nach rechts in den Strooter Weg ein und kommen durch ein beschauliches Wohngebiet. An dessen Ende erreichen wir den Naturwald „Stroot“. Dort geht es über eine kleine Treppe nach links in den Wald.
Am Waldfriedhof entlang folgen wir dem Weg in den naturbelassenen Wald hinein. Kurz bevor der Weg den Wald verlässt folgen wir einem schönen Pfad nach rechts. Wir kommen über eine hölzerne Brücke und erreichen schließlich den westlichen Rand des kleinen Waldes. Dort halten wir uns rechts und an der nächsten Kreuzung links. Immer nahe am Waldrand entlang führt uns der schmale Pfad zurück zum Strooter Weg.
An der Straße angelangt folgen wir dieser nach links bis wir den Ortsteil „Rußland“ erreichen. Das Ortsschild ist natürlich ein beliebtes Fotomotiv. Daneben eine Tafel mit Hintergrund Details zum Ortsnamen.
Aus alten Schriften und mündlicher Überlieferung ist uns Folgendes über die Entstehungsgeschichte der Ortschaft „Rußland“ in der Gemeinde Friedeburg bekannt:
In diesem Gebiet wohnte vor mehr als 100 Jahren ein armer Bauer, der wegen seiner Lebensweise und seines rauen Auftretens „Russe“ genannt wurde.
Eine weitere Geschichte besagt, dass der Boden in diesem Ortsteil besonders karg war und sich nur schlecht bewirtschaften ließ. Das Land glich den unfruchtbaren und unwegsamen Gegenden Rußlands.
Eine dritte Version erzählt von einem Köhler (auch Rußer genannt), der hier vor mehr als 150 Jahren seine Köhlerhütte bewohnte.
Nach dem Stop im kleinen Rußland folgen wir der Straße weiter nach Westen. Kurz vor Ende der Straße zweigt ein Fußweg nach rechts ab. Er führt durch ein kleines Gewerbegebiet. Dahinter kommen wir an einen Feldweg dem wir nach rechts folgen. Links von uns liegen ausgedehnte Wiesenflächen. In der Ferne liegt Amerika, doch es ist noch nicht sichtbar.
Am Ende des Wiesenweges erreichen wir den Mickenbarger Weg. Wir folgen der Straße nach links. Dieser bringt uns nachdem wir den Heseler Bach überqueren geradewegs in den Ortsteil Amerika. An der Heseler Straße biegen wir nach links ab. Wenig später sehen wir auf der linken Seite das Ortsschild „Amerika“.
Neben dem Ortsschild auch hier eine Tafel mit Hintergrundinformationen zum Namen. Außerdem gibt es hier einen schönen großen Rastplatz mit mehreren Bänken und Tischen und einen Spielplatz für die Kinder. Mittendrin steht ein mächtiger Totempfahl. Insgesamt also der richtige Platz für eine Rast. Die Hälfte der Strecke ist geschafft.
Im Jahr 2004 wurde von dem hier in Hesel tätigen Holzbildhauer Stephan Schmidt der von ihm erschaffene Totempfahl aufgestellt. Er soll an die vielen Heseler Auswanderer erinnern, die im 19. Jahrhundert ihre Heimat verließen und nach Amerika ausgewandert sind. Zu der Zeit waren die Lebensverhältnisse in Deutschland keine besonders guten. Die Menschen suchten Arbeit und waren bestrebt, ihre Lage durch einen Neuanfang in Amerika zu verbessern.
Wie der Ortsteil Amerika seinen Namen erhalten hat, ist nicht ganz eindeutig.
Ab 1765 entstand am westlichen Ortsrand beginnend an der jetzigen Heseler Straße 16 bis Heseler Straße 17 eine Kolonie mit fünf Siedlerstellen. Die Bezeichnung „Heseler Kolonie Amerika“ ist wahrscheinlich um diese Zeit entständen.
Die Siedler im Heseler Amerika hatten einen schwierigen Beginn Ihnen wurde ein Stück Heidefeld zugewiesen, das sie mit einfachen Hilfsmitteln zu kultivieren hatten. Vorerst mussten Unterkünfte geschaffen werden. Diese bestanden vielfach aus einfachen Plaggenhütten, die aus übereinander geschichteten Gras- und Heidesoden errichtet wurden. Erst viel später konnten feste Häuser gebaut werden.
Nach unserer Rast geht es weiter in Richtung Westen. Kurz drauf biegen wir an der Wegkreuzung nach rechts ab. An der Kreuzung steht noch ein alter hölzerner Wegweiser. Vorbei am Rastplatz am Wrokmoor bringt uns der Weg zum Ems-Jade-Kanal.
Dort angelangt stehen wir vor einer alten Holzdrehbrücke und daneben das alte Brückenwärtshauschen. Links von uns sehen wir eine kleine Ansammlung von Holzhütten. Es handelt sich um eine Paddel- und Pedalstation die von Mitarbeitern und Bewohnern eines inklusiven Projekts in Friedeburg betrieben wird. Die Station ist jedoch nicht immer geöffnet.
Es ist jedoch ein sehr schöner Rastplatz und wir genießen den Stop mit Blick auf den Ems-Jade-Kanal. Hier gibt es ein paar schöne Fotomotive. Dann geht es zurück auf dem gleichen Weg bis zur ersten Weggabelung. Dort halten wir uns links und folgen dem Alten Heseler Postweg.
Wir kommen erneut an die Heseler Straße, folgen ihr kurz nach links um dann gleich wieder nach rechts in den Friedeburger Weg einzubiegen. Wenig später zweigt der Schoolpadd nach links ab. Wir bleiben jedoch auf dem Friedeburger Weg der in den Hoher Weg übergeht bevor wir schließlich die Friedeburger Hauptstraße erreichen.
Nach rechts ist es jetzt nicht mehr weit bis zu unserem Ausgangspunkt der 600 Jahre alten Stieleiche an der unsere Rundwanderung über mehrere Kontinente endet.
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